vom Stadtsekretär Bernard Hampel
Die erste verbürgte Nachricht über das Vorhandensein eines Rathauses
in Freiheit stammt aus dem Jahre 1654, laut welcher der damalige Grundherr,
Reichsgraf Weiher, dem Bergstadtl Freiheit die Schankgerechtigkeit, welche sie
im Rathause ausübt, neuerlich bestätigt.
Dass schon von jeher ein Rathaus bestanden hat, welches als Zusammenkunftsort
der Bürger, dem Stadtgericht und der Obrigkeit zu dessen Amtshandlungen,
sowie als Gasthaus und Herberge für die Reisenden diente, ist wohl als
selbstverständlich anzunehmen.
So wird berichtet, dass anlässlich einer Grenzbegehung am Schwarzenberge
im Jahre 1587, die hierzu beauftragten zahlreichen Delegierten bei Georg Hanke,
Richter auf "Perkfreiheit", Herberge genommen. Die Kommission wurde
täglich an neun Tischen gespeist und verzehrte innerhalb 15 Tagen 124 Taler.
Da sonst keine Schankberechtigung in Freiheit bestand, so ist erwiesen, dass
diese frohen Zecher im Rathause zu Freiheit ihre Erholung nach mühsamer
Arbeit suchten und auch fanden.
1599 soll das Rathaus abgebrannt sein. Mit diesem Brandunglücke sind wohl
die meisten Urkunden und Schriften vernichtet worden; nur so ist es zu erklären,
dass so wenig verbürgte Nachrichten aus der Vorgeschichte der Bergstadt
Freiheit vorhanden sind, denn im Rathause spielte sich zu jener Zeit das eigentliche
Leben der Gemeinde ab. Dort fanden die Beratungen des Magistrates in ihrem Ratsstübchen
statt, dort wurden alle Rechtsangelegenheiten geordnet und geschlichtet und
die darauf bezugnehmenden Akten, Bücher und Schriften aufbewahrt.
Am 17. Mai 1779 schlug bei einem heftigen Gewitter der Blitz in den Rathausturm
ein. Das zu befürchtende Brandunglück konnte aber verhütet werden.
Der Zimmermeister Miksch bekam für die zwei Tage dauernde Reparatur des
Turmes 48 Taler und der Magistrat ließ einen Dankgottesdienst halten,
"weil Gott gnädig vor Unglück behütet".
Wie die Gemeinderechnung des Jahres 1791 ausweist, wurde in diesem Jahre das
Rathaus umgebaut und es betrugen die Baukosten 370 Taler.
Die damaligen Holzhäuser waren alle nach einer Schablone erbaut und zwar
die Giebelseite gegen die Straße, wobei die Stallung und Vorratskammer
ebenso nach vorn an der Stirnseite, die Wohnstuben rückwärts an der
Hinterseite, mit dem Ausblicke in den Hof oder Garten gerichtet waren.
Alle diese Häuser längst der jetzigen Hauptstraße und am Ringplatze
besaßen Lauben, sodass bei schlechtem Wetter die Bürger trockenen
Fußes in den Lauben ihren Geschäften nachgehen konnten. Derartige
Hauslauben bestehen derzeit Veranstaltungen, als Tanzunterhaltungen, usw. ebenso
anlässlich der Abhaltung von Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen die
Bewohnerschaft verhalten ist, hierbei das Rathaus zu benutzen und dort für
die Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse Sorge zu tragen haben.
Im Rathause diente die Gaststube zugleich als Tanzboden und es war sonst kein
anderer Tanzsaal in Freiheit vorhanden. Dass es mitunter zu seltsamen Auftritten
gekommen ist, bezeugt die Beschwerde des Pächters Franz Schrötter
im Jahre 1852, worin er die Anzeige erstattet, dass bei den öffentlichen
Tanzmusiken 30 bis 40 Kinder im Alter von vier bis vierzehn Jahren im Saale
die Tanzlustigen in ihrem Vergnügen behindern und hierbei einen großen
Lärm vollführen, welchem Gehaben der Kinder der Wirt machtlos gegenüberstehe.
Bis zum Jahre 1857 befand sich im Rathaustürmchen eine alte Turmuhr, noch
mit einer Unruhe versehen, welche nur Stundenschlag besaß. 1858 wurde
auf Gemeindekosten eine neue Turmuhr vom Uhrmacher Ignaz Staffa aus Pilnikau
zum Betrage von 300 fl angeschafft, welche die Viertelstunden auch mit angab.
Im Jahre 1869 wurde das alte, hölzerne Rathausgebäude abgetragen
und an derselben Stelle das jetzige, massive, einstöckige Rathaus durch
Maurermeister Anton Gansel in Freiheit Nr. 78 erbaut. Mit der Demolierung des
alten Gebäudes wurde am 11. Feber 1869 begonnen; hierbei wurde aus einem
Holztram der Gaststube die Jahreszahl 1677 entdeckt, sodass die Annahme vorliegt,
dass das alte Rathaus vor 192 Jahren erbaut oder umgebaut wurde.
Unter Beisein der ganzen Stadtvertretung wurde der Grundstein am 05. April
1869 (einem Montage), Vormittag 10 Uhr gelegt und demselben einige Silber- und
Kupfermünzen unterlegt. Im Knaufe des Rathausturmes befindet sich eine
Urkunde (die Abschrift im Memorabilienbuche der Stadt Freiheit eingetragen),
betreffend den Bau des Rathauses und der Ortsbegebenheiten im Jahre 1869. Der
Bau kostete 12.000 fl, welcher Betrag teils durch Einziehung von ausgeliehenen
Kapitalien der Gemeinde, teils durch Verwendung von Fondsgeldern gedeckt wurde.
Im Juni 1919 wurde die bisherige Turmuhr durch den Turmuhrfabrikanten Rudolf
Thöndl aus Mährisch-Neustadt durch eine neue Uhr ersetzt und die alte,
abmontierte Uhr auf dem Kirchturme angebracht. Die neue Turmuhr kam samt den
Nebenarbeiten a 4350 K zu stehen, welcher Betrag den angewachsen Zinsen der
Verlassenschaft nach Oberlehrer Josef Kahl entnommen wurde, um die Steuerträger
zu schonen.
Die Turmuhr ist mit der Lichtleitung der Straßenbeleuchtung verbunden,
sodass auch bei Nacht die Zeit von den transparenten Zifferblättern abgelesen
werden kann.