Quelle:Geschichte der Stadt Freiheit. Zur Eröffnung des Heimatmuseumsim Jahre 1927.

Rathaus

vom † Stadtsekretär Bernard Hampel

Die erste verbürgte Nachricht über das Vorhandensein eines Rathauses in Freiheit stammt aus dem Jahre 1654, laut welcher der damalige Grundherr, Reichsgraf Weiher, dem Bergstadtl Freiheit die Schankgerechtigkeit, welche sie im Rathause ausübt, neuerlich bestätigt.

Dass schon von jeher ein Rathaus bestanden hat, welches als Zusammenkunftsort der Bürger, dem Stadtgericht und der Obrigkeit zu dessen Amtshandlungen, sowie als Gasthaus und Herberge für die Reisenden diente, ist wohl als selbstverständlich anzunehmen.

So wird berichtet, dass anlässlich einer Grenzbegehung am Schwarzenberge im Jahre 1587, die hierzu beauftragten zahlreichen Delegierten bei Georg Hanke, Richter auf "Perkfreiheit", Herberge genommen. Die Kommission wurde täglich an neun Tischen gespeist und verzehrte innerhalb 15 Tagen 124 Taler. Da sonst keine Schankberechtigung in Freiheit bestand, so ist erwiesen, dass diese frohen Zecher im Rathause zu Freiheit ihre Erholung nach mühsamer Arbeit suchten und auch fanden.

1599 soll das Rathaus abgebrannt sein. Mit diesem Brandunglücke sind wohl die meisten Urkunden und Schriften vernichtet worden; nur so ist es zu erklären, dass so wenig verbürgte Nachrichten aus der Vorgeschichte der Bergstadt Freiheit vorhanden sind, denn im Rathause spielte sich zu jener Zeit das eigentliche Leben der Gemeinde ab. Dort fanden die Beratungen des Magistrates in ihrem Ratsstübchen statt, dort wurden alle Rechtsangelegenheiten geordnet und geschlichtet und die darauf bezugnehmenden Akten, Bücher und Schriften aufbewahrt.

Am 17. Mai 1779 schlug bei einem heftigen Gewitter der Blitz in den Rathausturm ein. Das zu befürchtende Brandunglück konnte aber verhütet werden. Der Zimmermeister Miksch bekam für die zwei Tage dauernde Reparatur des Turmes 48 Taler und der Magistrat ließ einen Dankgottesdienst halten, "weil Gott gnädig vor Unglück behütet".

Wie die Gemeinderechnung des Jahres 1791 ausweist, wurde in diesem Jahre das Rathaus umgebaut und es betrugen die Baukosten 370 Taler.

Die damaligen Holzhäuser waren alle nach einer Schablone erbaut und zwar die Giebelseite gegen die Straße, wobei die Stallung und Vorratskammer ebenso nach vorn an der Stirnseite, die Wohnstuben rückwärts an der Hinterseite, mit dem Ausblicke in den Hof oder Garten gerichtet waren.

Alle diese Häuser längst der jetzigen Hauptstraße und am Ringplatze besaßen Lauben, sodass bei schlechtem Wetter die Bürger trockenen Fußes in den Lauben ihren Geschäften nachgehen konnten. Derartige Hauslauben bestehen derzeit Veranstaltungen, als Tanzunterhaltungen, usw. ebenso anlässlich der Abhaltung von Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen die Bewohnerschaft verhalten ist, hierbei das Rathaus zu benutzen und dort für die Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse Sorge zu tragen haben.

Im Rathause diente die Gaststube zugleich als Tanzboden und es war sonst kein anderer Tanzsaal in Freiheit vorhanden. Dass es mitunter zu seltsamen Auftritten gekommen ist, bezeugt die Beschwerde des Pächters Franz Schrötter im Jahre 1852, worin er die Anzeige erstattet, dass bei den öffentlichen Tanzmusiken 30 bis 40 Kinder im Alter von vier bis vierzehn Jahren im Saale die Tanzlustigen in ihrem Vergnügen behindern und hierbei einen großen Lärm vollführen, welchem Gehaben der Kinder der Wirt machtlos gegenüberstehe.

Bis zum Jahre 1857 befand sich im Rathaustürmchen eine alte Turmuhr, noch mit einer Unruhe versehen, welche nur Stundenschlag besaß. 1858 wurde auf Gemeindekosten eine neue Turmuhr vom Uhrmacher Ignaz Staffa aus Pilnikau zum Betrage von 300 fl angeschafft, welche die Viertelstunden auch mit angab.

Im Jahre 1869 wurde das alte, hölzerne Rathausgebäude abgetragen und an derselben Stelle das jetzige, massive, einstöckige Rathaus durch Maurermeister Anton Gansel in Freiheit Nr. 78 erbaut. Mit der Demolierung des alten Gebäudes wurde am 11. Feber 1869 begonnen; hierbei wurde aus einem Holztram der Gaststube die Jahreszahl 1677 entdeckt, sodass die Annahme vorliegt, dass das alte Rathaus vor 192 Jahren erbaut oder umgebaut wurde.

Unter Beisein der ganzen Stadtvertretung wurde der Grundstein am 05. April 1869 (einem Montage), Vormittag 10 Uhr gelegt und demselben einige Silber- und Kupfermünzen unterlegt. Im Knaufe des Rathausturmes befindet sich eine Urkunde (die Abschrift im Memorabilienbuche der Stadt Freiheit eingetragen), betreffend den Bau des Rathauses und der Ortsbegebenheiten im Jahre 1869. Der Bau kostete 12.000 fl, welcher Betrag teils durch Einziehung von ausgeliehenen Kapitalien der Gemeinde, teils durch Verwendung von Fondsgeldern gedeckt wurde.

Im Juni 1919 wurde die bisherige Turmuhr durch den Turmuhrfabrikanten Rudolf Thöndl aus Mährisch-Neustadt durch eine neue Uhr ersetzt und die alte, abmontierte Uhr auf dem Kirchturme angebracht. Die neue Turmuhr kam samt den Nebenarbeiten a 4350 K zu stehen, welcher Betrag den angewachsen Zinsen der Verlassenschaft nach Oberlehrer Josef Kahl entnommen wurde, um die Steuerträger zu schonen.

Die Turmuhr ist mit der Lichtleitung der Straßenbeleuchtung verbunden, sodass auch bei Nacht die Zeit von den transparenten Zifferblättern abgelesen werden kann.

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