von Alois Tippelt, früher Freiheit
Fortsetzung
Die im Jahre 1897 eröffnete Turnballe, ein Musterbau der Zeit, gehörte dem Turnverein Freiheit-Marschendorf. Sie hatte für Freiheit und für die umliegenden Ortschaften eine außerordentlich hohe Bedeutung. Ihre Geschichte und ihre Bedeutung als Zentrum des sportlichen und kulturellen Lebens der Bergstadt Freiheit werden wir zu gegebener Zeit in einem besonderen Beitrag würdigen.
Die Bürger des Bergstädtchens waren überaus erfreut, als im Jahre 1902 die Gemeinde auf einem 300 Quadratklafter Grund ein Gaswerk zum Preise von 15 000 fl. erbauen ließ, denn das Oelgas verkürzte ihnen die langen Winterabende und beleuchtete den Ringplatz. Die Gasanstalt stand an der Markung zwischen Freiheit und Jungbuch und zwar an der Stelle, wo sich der Johannisbach in die Aupa ergoss. Mit der Einführung des elektrischen Lichtes war jedoch ihre Aufgabe erfüllt. Von nun an stand das Werk einsam und verlassen da und wartete auf eine neue Bestimmung. Private Käufer fanden sich, die einzelne Räume an die Freiwillige Feuerwehr, bzw. an ein Elektrogeschäft bzw. an einen Produktenhandel verpachteten. Zuletzt war der Bau Eigentum der Möbeltischlerei Ruffer.
Die im Jahre 1894 fertiggestellte Hochquellen-Wasserleitung, deren Quellen am Abhang eines Ausläufers des Rehorngebirges liegen, wurde mit einem Kostenaufwande von 12 000 fl. errichtet. Sie lieferten nach den Untersuchungsergebnissen von Joles in Wien ein vorzügliches Trinkwasser in überreicher Menge bei 6 Ventilbrunnen. Wegen Feuersgefahr wurden auch drei Oberflur-Hydranten angelegt, die einen Wasserstrahl von 40 m Weite und 20 m Höhe bei einem Druck von 7,5 Atmosphären erzeugten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die industrielle Entwicklung auch in und um Freiheit eine geradezu stürmische Entwicklung. Wir nennen lediglich die größten Unternehmen:
Dann waren noch etliche Kleinbetriebe wie die mechanische Drechslerei Fröhnl, eine Holzspulenfabrik, 2 Baugeschäfte (Schmidt u. Fimmel), eine Seilerei und sonstige größere handwerkliche Betriebe. Einst waren auch von Bedeutung zwei Steinbrüche, von welchen der eine an der alten Johannisbader Straße Quarzschiefer mit prachtvollen Dendriten und der andere am Kuhberg Glimmerschiefer lieferte.
Zwischen den beiden Weltkriegen haben folgende Vereine eine rege Aktivität entwickelt:
neben mehreren Tischgesellschaften und politischen Vereinigungen.
1730 1760 |
Gottfried Finger |
30 |
Jahre Amtsdauer |
|
1760 1763 |
Joseph Fiebiger |
3 |
Jahre Amtsdauer |
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1763 1764 |
Karolus Finger |
1 |
Jahr Amtsdauer |
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1764 1770 |
Anton Stephan |
6 |
Jahre Amtsdauer |
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1770 1786 |
Franziskus Huebner |
16 |
Jahre Amtsdauer |
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1786 1788 |
Josef Patsch |
2 |
Jahre Amtsdauer |
|
1788 1790 |
Ignaz Höher |
2 |
Jahre Amtsdauer |
|
1790 1794 |
Joh. Jackob Fiedler |
4 |
Jahre Amtsdauer |
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1794 1815 |
Josef Stephan |
21 |
Jahre Amtsdauer |
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1815 1819 |
Franz Stephan |
4 |
Jahre Amtsdauer |
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1819 1824 |
Ignaz Ettrich |
5 |
Jahre Amtsdauer |
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1824 1829 |
Josef Ettrich |
5 |
Jahre Amtsdauer |
|
1829 1832 |
Ignaz Ettrich |
3 |
Jahre Amtsdauer |
|
1832 1844 |
Ignaz Baudisch |
12 |
Jahre Amtsdauer |
|
1844 1848 |
Franz Baudisch |
4 |
Jahre Amtsdauer |
|
1848 1871 |
Ignaz Ettrich |
23 |
Jahre Amtsdauer |
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1871 1877 |
Josef Finger |
6 |
Jahre Amtsdauer |
|
1877 1885 |
Johann Thim |
8 |
Jahre Amtsdauer |
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1885 1890 |
Johann Fiebiger |
5 |
Jahre Amtsdauer |
|
1890 1908 |
Franz Stephan |
18 |
Jahre Amtsdauer |
|
1908 1919 |
Johann Fiebiger |
11 |
Jahre Amtsdauer |
|
1919 1923 |
Franz Feix |
4 |
Jahre Amtsdauer |
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1923 1925 |
Julius Etrich |
2 |
Jahre Amtsdauer |
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1925 1932 |
Rudolf Lissak |
7 |
Jahre Amtsdauer |
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1932 1938 | Wenzel Just |
6
|
Jahre Amtsdauer | |
1938 | Franz Tamm | Monate | ||
1938 1945 | MUDr. Franz Breuer |
6
|
Jahre Amtsdauer |
Als nach der letzten Jahrhundertwende
das Wandern und Reisen zu einem organisierten Unternehmen aufblühte, erlebte
die Bergstadt Freiheit als das Tor in das Hochgebirge einen großen
verkehrstechnischen Aufschwung, insbesonders zwischen den beiden Weltkriegen,
und die einstige idyllische Ruhe und Abgeschiedenheit war dahin. Schon
als Johannisbad als Kur- und Badeort an Bedeutung gewann, sah Freiheit viele
einheimische und ausländische Gäste aus allen Herren Ländern. Seit dem Jahre
1871 besteht die Eisenbahnlinie Trautenau Freiheit/Johannisbad. Der nun
einsetzende Touristenstrom nahm über die Hauptsaisonen mitunter geradezu beängstigende
Formen an. Nicht selten dampften an den Festtagen, wie an Weihnachten, Neujahr,
Ostern oder Pfingsten an einem einzigen Tage bis zu zehn Sonderzüge aus den
verschiedensten Gegenden Böhmens und der Sudeten an. Freilich haben die Freiheiter
wirtschaftlich aus diesem Gästeansturm nur wenig profitiert, denn der Ort blieb
lediglich "Durchgangsstation", aber die Endstation Freiheit/Johannisbad
war weit über die Grenzen zu einem Begriff geworden.
Nach dem schicksalsschweren Anschluss an Deutschland 1938 kursierten Gerüchte,
denen zufolge die drei Gemeinden Marschendorf I., Freiheit und Oberjungbuch
aus wirtschaftlichen Überlegungen zu einem "Großfreiheit" vereinigt
werden sollten. Das hätte den Zusammenschluss von etwa 4000 Menschen zu einem
großen Industrieort bedeutet. Doch es kam alles anders!