Quelle:Geschichte der Stadt Freiheit. Zur Eröffnung des Heimatmuseumsim Jahre 1927.

Der Bauernaufstand

vom † Stadtsekretär Bernard Hampel

Der Bauernaufstand im böhmischen Landtage anno 1472 wurde nach Palacky verordnet, dass niemand ohne Bewilligung seines Grundherrn von einem Herrschaftsgebiet in ein anderes übersiedeln darf; nur gegen Abtretung eines Vermögensteiles war dies zu erreichen. Ebenso war es bei einer Verehelichung aus einem Gebiete in ein anderes.

Unter Karl IV. durfte niemand Häuser, Vieh, Feld usw. freihändig verkaufen; als erster Käufer musste der Grundherr angesehen werden und nur wenn dieser das Anbot nicht annahm, konnte es mit dessen Bewilligung einem anderen verkauft werden.

Große Strenge, harte Strafen und drückende Behandlung brachten die Bauern gegen die Grundherren auf. So durften z. B. die Bauern nur in Zwillich, Leder oder schlechter, grober Leinwand gekleidet gehen, im Sommer barfuss, im Winter mit Holzschuhen.

Wegen dieser großen Bedrückungen reichten im Jahre 1680 die Bauern eine Bittschrift an den Kaiser ein. Damit aber kein Name als der erste gelten konnte, so schrieben sie alle ihre Namen im Kreise herum.

Mangels einer einheitlichen Führung, wurden die einzelnen Bauernaufstände stets wieder unterdrückt. Man legte den Bauern Militär in die Höfe, was stets den Erfolg hatte, dass alle, wenn auch widerwillig, sich der schweren Robot wieder unterwarfen.

Im Jahre 1774 glaubten die Bauern Nordostböhmens, dass der Kaiser, veranlasst durch die große Teuerung, die Robot abgeschafft habe und dass dies von den Herrschaften verheimlicht werde.

In Wildschütz kam es am 26. März 1774 zum Ausstande, indem die Bauern mit Knüppeln zum Herrschaftshaufe kamen, wo der Güterdirektor den Dorfrichtern notgedrungen schriftlich auf die Robot und Zinse, sowie auch auf das Jagdrecht verzichtete.

Nach einer in Freuden verlebten Nacht, zogen nun diese Bauern durch Freiheit nach Marschendorf, um auch die gräflich Schaffgottsche Herrschaft zu denselben Nachlässen wie in Wildschütz zu zwingen. Dem Anführer der Marschendorfer Bauern, Ferdinand Salwender, gelang es, vom Richter Georg Schmidt, der aus dem Bette geholt wurde, einen aus 16 Punkten bestehenden Freibrief zu erlangen.

Salwender ließ durch feine Bauern 17 Richter vorführen, hielt denselben eine derbe Strafpredigt, "daß sie sämtliche Spitzbuben seien, die abgesetzt werden sollten". Die größten Spitzbuben, Georg Schmidt und Franz Heinsch aus Marschendorf, ließ Salwender im Namen der übrigen prügeln, setzte sechs andere ab und ließ neue wählen.

Der Waldbereiter war rechtzeitig entflohen, sonst "hätt´ er ihn müssen totschlagen, nachdem er nichts nutz sei". Auch ließ er nach dem Freiheiter Bierschreiber vergeblich suchen. Nach der Exekution schickte er die Bauern heim und bestellte sie für den nächsten Tag, um sie noch zum Pfarrer zu führen. Allein es kam anders.

Am andern Tage zogen die Bauern und Gebirgsleute, etwa 1700 Mann, nach Schatzlar, wo aber bereits drei Tage vorher die Herrschaft (Religionsfond) die wichtigsten Freiheiten bewilligt hatte. Unter den Rufen: "Raus, raus!" zogen die Scharen nach Trautenau, wo dieselben den sogenannten Bauernesel, ein 1½ Klafter hohes, bockartiges Gestell mit dreikantigem oberen Balken, auf welchem renitente Bauern zwei bis drei Stunden reiten, die Bauernweiber und -Mädchen zur Strafe unter dem Esel knien mussten, auf dem Ringplatze verbrannten.

Nach einer Schießerei, der leider acht Männer zum Opfer fielen, wurden die Bauernführer gefangen genommen, wobei aber Salwender sich durch Flucht rettete. Nach fruchtlosen Verhören und da die meisten Bauern gezwungenermaßen dem Aufstande sich angeschlossen hatten, wurden sie wieder freigelassen.

Nach Abschaffung der Leibeigenschaft durch Kaiser Josef II., im Jahre 1783, wurde die Robot um vieles ermäßigt oder in Geldzahlung umgewandelt. Die Robot blieb in diesem Wesen bis 1848, wo sie über Antrag des Bauernbefreiers Hans Kudlich zur Gänze abgeschafft wurde.

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