vom Stadtsekretär Bernard Hampel
Der Bauernaufstand im böhmischen Landtage
anno 1472 wurde nach Palacky verordnet, dass niemand ohne Bewilligung seines
Grundherrn von einem Herrschaftsgebiet in ein anderes übersiedeln darf; nur
gegen Abtretung eines Vermögensteiles war dies zu erreichen. Ebenso war es bei
einer Verehelichung aus einem Gebiete in ein anderes.
Unter Karl IV. durfte niemand Häuser,
Vieh, Feld usw. freihändig verkaufen; als erster Käufer musste der Grundherr
angesehen werden und nur wenn dieser das Anbot nicht annahm, konnte es mit dessen
Bewilligung einem anderen verkauft werden.
Große Strenge, harte Strafen und drückende Behandlung brachten die Bauern gegen
die Grundherren auf. So durften z. B. die Bauern nur in Zwillich, Leder oder
schlechter, grober Leinwand gekleidet gehen, im Sommer barfuss, im Winter mit
Holzschuhen.
Wegen dieser großen Bedrückungen
reichten im Jahre 1680 die Bauern eine Bittschrift an den Kaiser ein. Damit
aber kein Name als der erste gelten konnte, so schrieben sie alle ihre Namen
im Kreise herum.
Mangels einer einheitlichen Führung, wurden die einzelnen Bauernaufstände
stets wieder unterdrückt. Man legte den Bauern Militär in die Höfe, was stets
den Erfolg hatte, dass alle, wenn auch widerwillig, sich der schweren Robot
wieder unterwarfen.
Im Jahre 1774 glaubten die Bauern Nordostböhmens, dass der
Kaiser, veranlasst durch die große Teuerung, die Robot abgeschafft habe und
dass dies von den Herrschaften verheimlicht werde.
In Wildschütz kam es am 26. März 1774 zum Ausstande, indem die Bauern mit Knüppeln
zum Herrschaftshaufe kamen, wo der Güterdirektor den Dorfrichtern notgedrungen
schriftlich auf die Robot und Zinse, sowie auch auf das Jagdrecht verzichtete.
Nach einer in Freuden
verlebten Nacht, zogen nun diese Bauern durch Freiheit nach Marschendorf, um
auch die gräflich Schaffgottsche Herrschaft zu denselben Nachlässen wie in Wildschütz
zu zwingen. Dem Anführer der Marschendorfer Bauern, Ferdinand Salwender, gelang
es, vom Richter Georg Schmidt, der aus dem Bette geholt wurde, einen aus 16
Punkten bestehenden Freibrief zu erlangen.
Salwender ließ durch feine Bauern
17 Richter vorführen, hielt denselben eine derbe Strafpredigt, "daß sie sämtliche
Spitzbuben seien, die abgesetzt werden sollten". Die größten Spitzbuben, Georg
Schmidt und Franz Heinsch aus Marschendorf, ließ Salwender im Namen der übrigen
prügeln, setzte sechs andere ab und ließ neue wählen.
Der Waldbereiter war rechtzeitig entflohen, sonst "hätt´ er ihn müssen
totschlagen, nachdem er nichts nutz sei". Auch ließ er nach dem Freiheiter Bierschreiber
vergeblich suchen. Nach der Exekution schickte er die Bauern heim und bestellte
sie für den nächsten Tag, um sie noch zum Pfarrer zu führen. Allein es kam anders.
Am andern Tage zogen die Bauern und Gebirgsleute, etwa 1700 Mann, nach Schatzlar,
wo aber bereits drei Tage vorher die Herrschaft (Religionsfond) die wichtigsten
Freiheiten bewilligt hatte. Unter den Rufen: "Raus, raus!" zogen die Scharen
nach Trautenau, wo dieselben den sogenannten Bauernesel, ein 1½ Klafter
hohes, bockartiges Gestell mit dreikantigem oberen Balken, auf welchem renitente
Bauern zwei bis drei Stunden reiten, die Bauernweiber und -Mädchen zur Strafe
unter dem Esel knien mussten, auf dem Ringplatze verbrannten.
Nach einer Schießerei, der leider acht Männer zum Opfer fielen,
wurden die Bauernführer gefangen genommen, wobei aber Salwender sich durch Flucht
rettete. Nach fruchtlosen Verhören und da die meisten Bauern gezwungenermaßen
dem Aufstande sich angeschlossen hatten, wurden sie wieder freigelassen.
Nach
Abschaffung der Leibeigenschaft durch Kaiser Josef II., im Jahre 1783, wurde
die Robot um vieles ermäßigt oder in Geldzahlung umgewandelt. Die Robot blieb
in diesem Wesen bis 1848, wo sie über Antrag des Bauernbefreiers Hans Kudlich
zur Gänze abgeschafft wurde.