von Antonin Tichý
Es war der Goldgräberrausch gewesen
er hatte seinen Höhepunkt im östlichen Riesengebirge
vor allem im Rehorngebirge (Rychory) am Anfang des 16. Jahrhunderts erreicht.
Er ließ die Bergarbeitersiedlung am Fuße der beiden mächtigen Berge, dem Schwarzenberg
(Cerna hora) und dem Forstberg (Svetla hora) entstehen. Ihren Namen Freiheit
an der Aupa (Svoboda nad Upou) hatte die Siedlung dem Umstand zu verdanken,
daß die Schürfungen hier frei betrieben werden konnten.
Bis zur Fertigstellung der neuen Straße von Trutnov (Trautenau) nach Pec pod
Snezkou (Petzer) im Jahre 1981, fuhren Tausende Touristen durch das malerische
Innenviertel von Svoboda nad Upou, wenn sie die Gebirgszentren Pec p. Sn. (Petzer),
Mala Upa (Kleinaupa) und Janske Lazne (Johannisbad) besuchen wollten. Es ist
eines der jüngsten Bergstädtchen in der ganzen Umgebung. Die erste schriftliche
Erwähnung seiner Existenz ist das Privilegium Ferdinand des Ersten aus dem Jahre
1546. Dieses erhob die Siedlung zum Marktflecken mit den Rechten aller Bergstädte
in Böhmen, erteilte ihr gleichzeitig auch das Wappenrecht: Einige Wappen können
Sie noch in unveränderter Form an der Frontseite bedeutender Gebäude sehen.
Der Tumult der Goldgräber verstummte in der Zeit, als der Herrschaftsbesitz
Vlcice (Wildschütz), zu dem Svoboda bis zur Abschaffung der Leibeigenschaft
gehörte, im Besitz des reichen Geschlechtes der Schwarzenbergs war. Das armselige
goldene Scherflein ersetzte zuerst die aufreibende Arbeit der Hausweber. Im
vergangenen Jahrhundert folgte dann der geradezu schroffe Aufstieg der Industrie,
vor allem der Papierindustrie in dieser Gegend Die Zeit selbst sorgte für das
Entstehen eines Verwaltungs- und Geschäftszentrums. In der letzten Zeit kam
die Bevollmächtigung der tschechischen Regierung, den östlichen Teil des Riesengebirges
staatlich zu verwalten. Sie alle, die Sie ohne eine gewisse Aufmerksamkeit durch
Svoboda fahren, um so schnell wie möglich inmitten der höchsten Berge Böhmens
zu sein, die Sie aber nicht nur "besuchen" sondern auch "kennenlernen"
wollen, nehmen Sie bitte, meine Einladung an. Eine Einladung zu einer Rundfahrt,
so wie sie die Fiaker um die Jahrhundertwende anzubieten wussten. Sie wird Sie
zwar um einige Minuten berauben, doch dafür um eine ganze Menge Erlebnisse bereichern.
Die symbolische Rundfahrt beginnt dort, wo die Bahngleise enden. Bei der Bahnhofsausfahrt
und Bushaltestellen biegen Sie also nach links ab, falls Sie die Konditorei
und Kaffee "Helena" nicht zum Einkehren verleitet, überqueren Sie
die Aupa auf der sorgfältig rekonstruierten, eisernen Brücke. Erbaut wurde sie
im Jahre 1898, gerade 1 Jahr nach einer der größten Überschwemmungen des vergangenen
Jahrhunderts. Diese Überschwemmung hatte die vorher aus Stein gebaute Brücke
weggerissen. Die Brücke stand an dieser Stelle, wie nachgewiesen wurde, schon
im Jahre 1553. Die heute längst nicht mehr benützte Technologie mit Nieten macht
daraus ein interessantes technisches Denkmal. Ihre strengen geometrischen Umrisse
sind ein Gegenstück zu den weichen Linien der Statue des tschechischen heiligen
der Barockzeit, Johannes von Nepomuk, dessen Name auch die hiesige katholische
Kirche trägt, gegründet von husitischen Predigern noch vor dem Jahre 1584. Der
mit einem Kupferdach bedeckte Turm mit seiner Uhr steht nur einige Schritte
weiter vor Ihnen. Sie kommen nun an einem Gebäude im Bäderstil vorbei, das reich
mit Stukatur verziert ist. Darin befinden sich Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Dann werfen Sie vielleicht eine Ansichtskarte, bestimmt für Ihre Freunde, in
den Briefkasten an der Post und schon sind Sie auf dem Male namesti (Kleiner
Marktplatz), bei einer technischen Kuriosität, einer kleinen meteorologischen
Station, einem Wetterhäuschen aus den dreißiger Jahren. Nun biegen Sie nach
rechts ab. Vor Ihnen befindet sich die Straße 5. kvetna (des 5.Mai), von jeher
die Hauptstraße der Stadt, die sich zur lauten und pulsierenden Geschäftsstraße
entwickelt. Früher einmal, vor vielen Jahrzehnten säumten die Straße zu beiden
Seiten Holzlaubenhäuser, deren Giebel zur Straße gerichtet waren. Eben solche
Häuser finden Sie heute noch in Vrchlabi. Erst zum Ende des vergangenen Jahrhunderts
ersetzten dann gemauerte Bürgerhäuser, mit Geschäften im Erdgeschoss diese Holzhäuser.
Die vergangenen 3 Jahre (seit Ende 1989) trugen dazu bei, dass neue Besitzer
für einen angenehmeren, fröhlicheren Anblick sorgten. Da sind nun bunte Aushängeschilder
und geradezu verführerisch arrangierte Auslagen. Hier finden Sie das reichste
Warenangebot. Schuhmacher, Friseur, Kosmetik, Massage. Das Interesse der Unternehmer,
in unserer Stadt ihr Glück zu versuchen, steigt ständig. Diesbezüglich unterscheidet
sich Svoboda nicht viel von anderen Städten in der Umgebung. Darüber hinaus
aber können wir Ihnen hier unsere ruhige Atmosphäre mit einem Siegel der Vergangenheit
anbieten, wo alles noch etwas menschlicher ist.
Liebhaber historischer Gebäude werden gewiss in der Straße 5. kvetna das Bürgerhaus
aus dem 18. Jahrhundert entdecken. Es ist im Rokokostil erbaut, mit einem Satteldach
und einer Frontseite, die durch toskanische Pilaster geteilt ist. Es ist das
Haus mit der Nummer 107. Hier übernachtete im September des Jahres 1779 (im
preußisch-österreichischen Krieg) seine Hoheit Kaiser Josef der Zweite, als
er auf einer Inspektionsreise der Schlachtfelder war. Kenner werden gleich daneben
die Apotheke zu schätzen wissen, ausgestattet mit Elementen des späten Klassizismus.
Mit einiger Phantasie kann man sich die leuchtenden Farben der Fassaden auch
bei den Häusern vorstellen, die noch auf eine Restaurierung warten Doch da begrüßt
Sie schon der Platz namesti Svornosti ( Platz der Eintracht) mit der typischen
Silhouette des ehemaligen Rathauses, der ehemalige Platz der Jahr- und Wochenmärkte.
Hier teilt sich nun der Weg rechts in Richtung Marsov (Marschendorf) und weiter
dann nach Pec und nach Mala Upa, links nach Janske Lazne (Johannisbad). Janske
Lazne der berühmte Kurort gehörte bis zum Jahr 1867 als Stadtteil zu Svoboda.
Einige Promenadenwege verbanden die beiden Orte. Bis heute lockt die Alle hundertjähriger
Linden, an der Forstwirtschaftsschule vorbei, zu einem Spaziergang. Im Rathausgebäude,
erbaut im Jahre 1869 an Stelle des alten hölzernen Gebäudes, ist heute ein Kino.
Die Gemeindeverwaltung ist im Nebenhaus untergebracht, das die Brüder Etrich,
hiesig altansässige Bürger, zum Ende des vergangenen Jahrhunderts der Stadt
geschenkt hatten. Sie waren Eigentümer einiger Textilfabriken in der weiteren
Umgebung. Aus ihrer Familie stammte auch der Pionier des Fliegens, Konstrukteur
der "Taube", Igo Etrich. Das Gebäude der Sparkasse in nächster Nachbarschaft
hat ebenfalls beinahe eine hundertjährige Tradition.
Falls Sie die malerische Umgebung mit den Möglichkeiten für Fußwanderungen,
aber auch Skiausflügen zu einem längerem Aufenthalt verführt, besorgt Ihnen
das hiesige Reisebüro "Krkonose" sicher eine angenehme Unterkunft.
Mehr als 50, größtenteils private Pensionen stehen zur Verfügung. Die Möglichkeit
hier Unterkunft zu bekommen, ist auch für die Besucher, die bis auf die Kammwege
gelangen wollen, sehr vorteilhaft, denn von hier aus sind sie leicht zu ersteigen.
Diejenigen, die schon wissen wie günstig es hier ist, nutzen im reichen Maße
auch alle 12 Einrichtungen des Gastgewerbes, denn das hiesige Angebot ist des
öfteren erheblich billiger und qualitätsmäßig besser, als in den Touristenzentren.
Die Gastwirtschaft Narodni dum am Marktplatz ist eine davon und gemeinsam mit
dem Restaurant Modrareka, Rychorka und Bar mit dem Kaffee Jitrenka, der Bar
"Satelit" und noch weitere, freuen sich auf Ihren Besuch.
Ihr Auge wird auf dem ehemals rundum abgeschlossenen Marktplatz gewissermaßen
einige Schönheitsfehler entdecken und zwar in Form zweier nicht gerade schöner
Lücken. Am unteren Ende fehlt ein Haus im Fachwerkbau schlesischer Bauart, ehemals
das bekannte Gasthaus Uposty (Zur Post) und an der Stelle, wo heute ein kleiner
Park mit anschließendem Parkplatz ist, stand eine Gruppe von ursprünglichen,
hölzernen Häuschen mit Laubengängen, Das Gasthaus und die Holzhäuschen wurden
zu Anfang der sechziger Jahre etwas unüberlegt abgerissen. Was aber die Ratsherren
aller Zeiten geradezu ehrt, ist die Tatsache, daß sie allen Bemühungen verschiedener
radikaler Neuerer widerstanden, die steinerne Gruppe der Heiligen von ihrem
privilegierten Platz am Marktplatz, verlegen zu lassen. Diese Bemühungen kamen
schon Ende des 1.Weltkrieges auf und dauerten mit verschiedener Intensität über
viele Jahre an. Dank der Ratsherren können wir uns nun bei der Heiligen Jungfrau
Maria, dem Heiligen Florian und dem Heiligen Antonius
es ist das geradezu zauberhafte Werk eines unbekannten, volkstümlichen Künstlers
aus dem Jahre 1844 verabschieden.
Also gute Reise - und kehrt bei uns wieder ein!